Wir halten zu euch!
3. Februar 2021
„Heute ist es ruhiger in Hpa-an und die Internetverbindung funktioniert wieder“, berichtet uns unsere langjährige Mitarbeiterin Joli in einem Whatsapp-Telefonat am 2. Februar. Joli ist die Leiterin des Rays of Youth Projekt in Myanmar. Seit März letzten Jahres koordiniert Sie ihr Team von Mae Sot/Thailand, da seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie die Grenzen zwischen Thailand und Myanmar geschlossen sind. Sie schildert uns die Ereignisse der vergangenen Tage und zeigt sich sichtlich besorgt. Die Informationen bekam sie von ihrer Mitarbeiterin Mu Lwe Paw, die ein funktionierendes Festnetztelefon besitzt, denn die Internetverbindung war am Montag den 1. Februar fast den ganzen Tag gekappt. Das Militär, welches an eben diesen Montag erneut die Macht an sich gerissen hat, ist auf den Straßen aller größeren Städten präsent, Regierungsvertreter wurden inhaftiert, Banken geschlossen, die Beunruhigung in der Bevölkerung ist beinahe greifbar. Die Furcht vor einer Rückkehr der Militärherrschaft ist groß.
Joli bittet ihr Team zu Hause zu bleiben. Mu Lwe Paw entfernt vorsorglich das „Rays of Youth-Schild“ vorm Büro, um nicht unnötig das Interesse des Militärs auf sich lenken. Alle wollen nochmal zum Bankomat um Geld zu holen, damit sie sich mit Lebensmittel eindecken können. Lange Schlangen mit Mund-Nasenschutzbedeckten Menschen befinden sich vor den wenigen Bankomaten der Stadt und keiner weiß, was in den nächsten Tagen auf sie zukommen wird. Zur Ungewissheit, die bereits seit einem Jahr durch die Pandemie verursacht wird, fügt sich nun auch noch die des Staatsstreichs.
Joli verspricht uns, uns auf dem Laufenden zu halten, denn auch wir in Südtirol bangen mit und sorgen uns um unsere Mitarbeiter und um die Zukunft unserer Projekte. Unvorstellbar was die Menschen dort derzeit erleben! Diese Ungewissheit, die Angst vor dem, dass alles wieder so kommen könnte wie einst.
Von 1962 – 2011 wurden die Burmesen unter der Militärdiktatur massiv unterdrückt, sie wurden klein gehalten, Menschen wurden verfolgt, verschleppt, weite Landstriche wurden vermint, keine Infrastruktur, keine Bildung und schlechte Gesundheitsversorgung waren der Alltag. Ein Leben ohne Perspektive. Ein Flüchtlingsstrom Richtung Thailand war die Folge. Viele dieser geflüchteten Kinder fanden Platz in einem der „Migrant Learning Centers“ rund um die Stadt Mae Sot/Thailand, in dem unser Partner die Stiftung Help without Frontiers ihren Sitz hat. 7 dieser Schulen – wir nennen sie „Ray of Hope“ Schulen werden von Helfen ohne Grenzen Italien finanziert.
In den letzten 10 Jahren waren die Bestrebungen groß, Myanmar in demokratische Bahnen zu lenken und damit lebenswertere Bedingungen für die Menschen zu schaffen. Die Projekte unserer Rays of Youth tragen wesentlich dazu bei, die Lebensumstände der Menschen in Myanmar zu verbessern. Mit ihrer Sensibilisierungsarbeit erreichten sie bis dato Tausende, sie bildeten Jugendliche zu selbstbewussten Jugendleitern aus, die wiederum als Multiplikatoren in ihren Gemeinschaften tätig sind. Die Rays of Youth informieren die Menschen zu den Themen Kinderrechte, Gesundheit, Hygiene, Sexualität, Drogen, Menschenhandel, Migration, Umwelt und zu den sog. „life-skills“. Sie knüpfen wichtige Kontakte zu anderen Interessensgemeinschaften mit dem Ziel ein groß0es landesweites Netzwerk für Aufklärung und Bildung zu schaffen. Sie bauen in entlegenen Gebieten gemeinsam mit der Bevölkerung Toiletten und bringen den Bewohnern bei, diese zu nutzen und Instand zu halten und dadurch Eigenverantwortung zu übernehmen. 2020, als die ersten Folgen der Pandemie einen eine Hungersnot auslöste, leisteten sie großartige Arbeit, indem sie die Ärmsten der Armen mit Notfallsets versorgten.
Und jetzt? Wie geht es weiter? Wir wissen nicht was die Zukunft bringen wird, wir haben es nicht in der Hand, es bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten, im tiefen Vertrauen, dass sich alles zum Guten wenden wird! Was wir aber wissen ist, dass wir unsere wertvolle Arbeit weiterführen werden und dass wir zu 100% hinter unserem großartigen Team stehen. Wir wollen sie wissen lassen, dass sie in dieser krisengebeuteten Zeit nicht alleine sind und dass sie weiterhin auf unsere Unterstützung bauen können! Unsere Rays of Youth benötigen unsere Solidarität nun mehr denn je!
„Bitte sag allen, dass sie gut auf sich aufpassen sollen und dass wir fest an sie denken“, mit diesen Worten beendeten wir unser Telefonat.