Uns blutet das Herz!
02. April 2021
Letzte Woche hatten wir ein dringliches Onlinetreffen mit Ann, der Direktorin unserer Stiftung in Thailand und Joli der Verantwortlichen unserer Rays of Youth Projekte in Myanmar, da die Situation in Myanmar speziell in den vorangegangenen Tagen immer mehr zu eskalieren drohte. Ann berichtete uns, dass sich unser Rays of Youth Team in Hpa-an/Myanmar nicht mehr sicher fühlt. Es waren große Demonstrationen für den 27.03. angekündigt, ein Datum, welches nicht ohne Grund ausgewählt wurde, da es sich um den „Tag des Militärs“ handelt.
Ann beschrieb uns die Situation folgendermaßen: Das Militär ist überall in den Straßen anzutreffen und die Vorgehensweise ist brutal und willkürlich. Es werden Kontrollen durchgeführt und Menschen werden bedroht und eingeschüchtert. Bei dem kleinsten Anzeichen es könne sich um Unterstützer der Widerstandsbewegung C.D.M. (Civil Disobedience Movement) handeln, werden sie festgenommen. Beim C.D.M. handelt es sich um den Widerstand der staatlich Angestellten (Ärzte, Krankenschwestern, Beamte, etc.). Laut einem Zeitungsartikel der New York Times haben knapp 60% in der Zwischenzeit ihre Arbeit aus Protest niedergelegt. Menschen werden inhaftiert. Menschen verschwinden einfach. Mehr als 500 Personen kamen im Zuge der Proteste bereits zu Tode.
In den Dörfern wurden die Dorfvorsteher kurzerhand durch Mitglieder des Militärs ersetzt. Der Widerstand der Bevölkerung besteht nach wie vor, die Angst dadurch zu Schaden zu kommen, wächst allerdings auch von Tag zu Tag und eine Reaktion der internationalen Staatengemeinschaft ist leider noch nicht erfolgt.
Ann berichtete uns, dass das Militär Hilfsorganisationen speziell im Visier hat, da ihnen vorgeworfen wird, zum Widerstand aufzurufen und damit für die Unruhen mit verantwortlich zu sein. Es wurden bereits Direktoren von anderen Organisationen inhaftiert. Wie viele andere Hilfsorganisationen hat sich auch unser Team bewusst dagegen entschieden sich der Widerstandsbewegung anzuschließen, dies auch um unser Team nicht unnötig zu gefährden.
Vor allem im Karen Staat keimen nun Konflikte zwischen dem ethnischen Militär und dem staatlichen Militär auf, ein Bürgerkrieg droht. Dies alles hat sich in den letzten Tagen zugespitzt und daher haben wir beschlossen, der Sicherheit unseres Teams oberste Priorität einzuräumen. Wir mussten schnell handeln. Daher haben Ann und unser Vorstand gemeinsam entschieden, das Büro in Hpa-An/Myanmar bis auf Weiteres zu schließen, die Projektaktivitäten in Myanmar vorerst einzustellen und unsere Mitarbeiter in ihre Heimatdörfer zu evakuieren.
Wir wollten damit vermeiden, dass unsere Mitarbeiter weiterhin einer so großen psychischen Belastung und Gefahr ausgesetzt sind.
Es bleibt abzuwarten, wann wir unsere Arbeit in Myanmar erneut aufnehmen können.
In der Zwischenzeit werden wir all unsere Energie in unsere Schulen und Projekte auf thailändischer Seite investieren, denn eines ist klar, die burmesischen Menschen brauchen uns nun mehr denn je.